FAQ von i furiosi zum 6.12.

1 – Wie ist eure aktuelle Einschätzung für den 6.12.? Kommen tatsächlich hunderte Nazi-Hooligans nach Düsseldorf?
Zu diesem Zeitpunkt ist diese Befürchtung berechtigt. Hannes Ostendorf, der Sänger von der extrem rechten Hooliganband Kategorie C, wirbt etwa seit Anfang November für die Teilnahme an der Demo von Querdenken. Mit Blick auf Berlin und Leipzig, wo viele rechte Hools anreisten um sich an den Protesten gegen die Corona Schutzmaßnahmen zu beteiligen, ist das auch für Düsseldorf nicht ausgeschlossen.
Mehr zu dieser Mischszene und dem Verhältnis zu Querdenken findet ihr hier

2 – Was sagt Querdenken dazu? Haben die sich nicht distanziert?
Jein. Sie verhalten sich ambivalent. Bei der letzten Querdenken-Demo am 15.11. hat der Anmelder Michael Schele in der Rheinischen Post auf eine Distanzierung von Hooligans verzichtet und durchscheinen lassen, dass „Hooligans gegen Salafisten“ (Ho.Ge.Sa.) auf der Demo mindestens geduldet seien. Nun existiert ein Sharepic, mit dem eine Distanzierung zumindest von Ho.Ge.Sa. erfolgt. Das zeigt wenigstens: Leute von Querdenken merken, dass es auch ungemütliche Gegenreaktionen hervorrufen kann, wenn man wochenlang gemeinsam mit militanten Nazis auf Demos läuft. Seit der Druck größer wird, gibt es auch mehr Lippenbekenntnisse gegen Links- und Rechtsextremismus, der fälschlicherweise so gerne gleichgesetzt wird. Der Protest gegen Querdenken zeigt somit auch Wirkung.
Ob Querdenken aber tatsächlich eindeutig klare Kante gegen rechts zeigt und Menschen von ihrem Kundgebungsort verweist bleibt abzuwarten.
Wir bleiben da eher skeptisch.

3 – Mal abgesehen von den Hooligans, kann man solche Spinner eigentlich ernst nehmen und sich deswegen den Sonntag versauen?
Das Problem ist, dass sich da eine Bewegung aufgestellt hat, die ganz klar rechtsoffen ist und Positionen, Symbole und Personen toleriert, die aus gutem Grund keine Toleranz verdient haben. In dieser irrationalen Verschwörungssuppe, in der sich alle, einschließlich Trump, Putin und Attila Hildmann, lieb haben, werden dann eben auch Positionen kommuniziert, die ganz eindeutig den Nationalsozialismus relativieren. Regelmäßig werden aus ihren Reihen Journalist*innen angegriffen und Medien als Lügenpresse bezeichnet. Es ist also kein Wunder, dass Neonazikader und AfD – Politiker*innen dort Potenziale sehen und mitmischen.
Den Querdenken-Protest – egal wie verstrahlt und albern er rüberkommt – nicht unwidersprochen hinzunehmen ist also auch ein solidarisches Signal an jüdische und migrantische Leute.

4 – Was wird am 6. 12. los sein? Wie sieht der Querdenken-Protest aus?
Mittlerweile hat Querdenken von 15 – 20 Uhr am Rheinpark Golzheim eine Großkundgebung mit bis zu 20. 000 Leuten angemeldet. Außerdem ist mit mindestens vier weiteren Kundgebungen in der Altstadt zu rechnen. Querdenken lädt dazu ein „Spazieren zu gehen“ und die einzelnen Orte zu besuchen.
Schon bei der letzten Aktion von Querdenken am 15. November konnten sie mit einer ähnlichen Strategie quasi ein Demonstrationsverbot umgehen, in dem sie vom ersten Kundgebungsort auf den Rheinwiesen zu einem zweiten Kundgebungsort vor dem Rathaus gezogen sind.
Es kann natürlich sein, dass es Veränderungen geben wird. Schaut in die lokale Presse und achtet in den nächsten Tagen auf unsere Ankündigungen.

5 – Was ist mit den „Corona Rebellen Düsseldorf“? Was haben die damit zu tun?
Die Corona Rebellen Düsseldorf sind, wie sie es auch in Berlin und Leipzig waren, bei Querdenken ganz vorne mit dabei. So überschneiden sich beide Gruppen auf jeden Fall personell in wichtigen Positionen, wie zum Beispiel Querdenken-Anmelder Michael Schele, der auch bei den Coronarebellen mit dabei ist.
Querdenken versucht einfach, ein noch breiteres Spektrum als die Corona-Rebellen anzusprechen.
Eindeutig zeigten sich bereits in der Vergangenheit die antisemitischen Einstellungen der Corona Rebellen Düsseldorf, dazu gibt es zum Beispiel hier mehr Informationen: Terz 12/2020 oder hier: Report Antisemitism(hier finden sich etwa 1,5 Seiten konkret zu Düsseldorf)

6 – Ich war im August schon da. „Nazis raus“ rufen fühlt sich bei den Hippies irgendwie falsch an.
Stimmt, das fanden wir auch. „Ihr lauft mit Nazis rum“ ist da vielleicht richtiger. Es ist gut, präsent zu sein und dieses Gemisch aus Verschwörungserzählungen, NS-Relativierung, Antisemitismus und Rassismus nicht unwidersprochen zu lassen. Auch durch unseren Protest wurde deutlich, dass es nicht nur verwirrte Hippies sind, die da auf die Straße gehen, sondern auch verwirrte Hippies, die, obwohl sie darauf aufmerksam gemacht werden, sich nicht von den Nazis neben sich distanzieren.Und was wir zu Frage 2 geschrieben haben.

7 – Es ist doch gerade Pandemie und Kontaktminimierung angesagt. Ist es dann sinnvoll zu Demos aufzurufen und raus zu gehen?
Das haben wir selbst lange und oft auch kontrovers diskutiert. Wir treffen uns gerade auch hauptsächlich digital, viele von uns arbeiten mit Risikogruppen oder haben besonders gefährdete Menschen im Freundeskreis und in der Familie. Dennoch halten wir es für vertretbar, mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand auf die Straße zu gehen.Klar, bestimmte Aktionsformen sind für viele von uns gerade nicht vorstellbar. Sich stundenlang bei Leuten unterhaken, die man sonst nicht sieht zum Beispiel. Andererseits haben doch die meisten von uns kleine, aber feine “Infektionsgemeinschaften” wie unsere WGs und Lieblingsmenschen und können, vielleicht nicht wie sonst, aber dennoch laut und entschlossen agieren.

8 – Wie sieht unser Gegenprotest aus und was bedeutet eigentlich „bleibt mobil und seid kreativ“?
Da noch nicht eindeutig ist, wie die Aktion von Querdenken tatsächlich abläuft und ob Hooligans anreisen werden, ist auch für uns noch nicht eindeutig, wie wir unseren Gegenprotest umsetzen, damit er möglichst sichtbar ist. Stellt euch also darauf ein, dass wir nicht nur an einer Stelle rumstehen werden. Verfolgt an dem Tag den Twitter Acoount von DSSQ und die Hashtags #dssq und #dus0612. Hier empfiehlt sich auch die in Nr. 7 angesprochene Bildung von kleineren Grüppchen. Naja, und dann ist natürlich eure Kreativität gefragt. Bringt Schilder oder Banner mit eindeutigen Botschaften mit, überlegt euch innovative Sprüche und Parolen, die die in Nr. 6 angesprochene Problematik aufgreifen. Oder wählt lustige Verkleidungen, die die nicht lustigen Verkleidungen der Querdenker verhöhnen. All sowas und noch viel mehr ist an dieser Stelle möglich. Protest unter Pandemiebedingungen ist auch für uns ein neues Feld und da hilft fast nur ausprobieren.Für alle, die weniger mobil sind, ist die angemeldete Kundgebung von DSSQ am Grabbeplatz eine Möglichkeit Unmut und Protest auf die Straße zu bringen.