Ausgangssperre – what the fuck?

Das Virus geht nicht nachts spazieren, sondern tagsüber arbeiten.
 
   
1. DIE AUSGANGSSPERRE IST KEIN INFEKTIONSSCHUTZ

 

Wenn ich abends mit meinem liebsten Menschen um den Block gehen oder noch eine Radtour machen möchte, besteht keine Ansteckungsgefahr. In den Abendstunden ist in den Straßen nur noch wenig los, man begegnet nur selten Menschen und ka
nn ihnen zudem gut aus dem Weg gehen. Etliche Studien bestätigten bereits, dass Ansteckungen im Freien so gut wie gar nicht vorkommen, weder tagsübe
r noch nachts. Die Entscheidung für eine nächtliche Ausgangssperre zum Zweck der Ansteckungsmini
mierung ist also nicht nur sinnlos, sondern auch freiheitsberaubend.
Die Ausgangssperre ist denkbar autoritär und nicht mehr als hilfloser Aktivismus.
 
2. DER KAMPF GEGEN CORONA IST KEINE PRIVATANGELEGENHEIT
 
Seit Monaten werden wir gezwungen, mit massiven Einschränkungen zu leben. Soziale Kontakte im Privatbereich, Kunst, Kultur und Freizeitaktivitäten, alles, was uns Energie gibt und uns gut tut, wird rigoros geopfert. Zur gleichen Zeit wird von uns erwartet, dass wir weiter arbeiten und die Wirtschaft am Laufen halten.
Die Logik hinter diesem System: Einschränkungen werden im Privatbereich durchgesetzt, möglichst wenig Eingriffe in die Wirtschaft. Der Kampf gegen das Coronavirus und vor 
allem die Verantwortung für das Gelingen wird individualisiert und privatisiert. Zwei Kollegen, die zusammen in der Firma arbeiten müssen, sind kein Problem. Wenn die beiden nach Feierabend mit ihren Kindern Schlitten fahren wollen, sind sie plötzlich „Infektionstreiber”. Masken kaufen, sich testen lassen, Impftermine organisieren – alles soll man selbst und selbstverständlich in der Freizeit erledigen. Das gipfelt nun in nächtlichen Ausgangssperren.
Doch das Virus geht nicht nachts spazieren, sondern tagsüber arbeiten.
 
3. ALLE SOLLEN IHREN JOB MACHEN – ABER UNTERNEHMEN MACHEN IHREN NICHT
 
Verglichen mit den Einschränkungen im Privaten wird an Unternehmen, wenn überhaupt, maximal appelliert, Verantwortung für den Schutz der Arbeitnehmer*innen zu tragen. Homeoffice ist in vielen Betrieben nach wie vor ein Fremdwor
t, wer neben der Arbeit noch wegen Schul- und Kitaschließungen Kinder betreuen muss, wird vom Unternehmen in der Regel im Stich gelassen. Und jetzt, wo endlich Tests verfügbar sind, stellen sich die Wirtschaftsverbände quer, diese durchzuführen statt dazu beizutragen, Risiken zu minimieren.
 
Und während Krisengewinner*innen ein riesiges Umsatzplus machen, kämpfen viele mit Kurzarbeit, weniger Kohle und Jobverlust.
 
4. DER KAPITALISMUS MACHT UNS KRANK, NICHT DER NÄCHTLICHE SPAZIERGANG
 
Das kapitalistische System mit seiner Profitlogik interessiert sich einen Dreck für die Bedürfnisse der Menschen. Das war schon vor der Krise so, aber jetzt zeigt sich mit brachialer Gewalt, wie weit für die hochheilige Wirtschaft und noch höhere Dividenden gegangen wird. Jeden Tag sterben Menschen an dem tödlichen Virus, trotzdem müssen viele weiterhin ohne angemessene Hygieneauflagen für die Gewinne ihrer Arbeitgeber*innen ackern. Hier werden Menschenleben für Profite geopfert.
Der Kapitalismus verhindert aktiv, dass wir diese Krise zeitnah überwinden. Impfstoffpatente machen ihre Inhaber*innen reich. Gleichzeitig ist es unmöglich, alle Menschen so schnell wie möglich zu impfen. Masken und Tests werden für teures Geld gehandelt und verkauft.
Gesundheit muss für alle Menschen kostenlos sein, Impfstoffe, Desinfektionsmittel und entsprechende Schutzaussrüstung müssen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen!
Patente gehören konsequent enteignet und mindestens die Produktion von Impfstoffen muss vergesellschaftet werden.
 
Gesundheit ist keine Ware!
 
5. DIE AUSGANGSSPERRE TREIBT UNS ALLE NOCH TIEFER IN UNSERE GANZ PRIVATE KRISEN
 
Seit über einem Jahr leben wir im Ausnahmezustand, der ganz schön an der Psyche kratzt. Die Sorge sich selbst oder andere anzustecken, begleitet uns täglich. Es ist richtig, Treffen in großen Gruppen zu vermeiden. Aber es ist nicht richtig, uns Nachts das Rausgehen zu verbieten.
 
Die späten Stunden sind für die meisten von uns Ausgleich zum stressigen und sorgenvollen Alltag. Wir haben Zeit für Spaziergänge zu zweit, für den Spieleabend mit der Schwester oder den Besuch bei den Eltern, stundenlang mit dem Freund auf einer Bank zu sitzen und zu reden. Wir haben und brauchen diese Zeit, uns richtig auszukotzen oder zwischenmenschliche Nähe zu spüren, auf die wir seit mehr als einem Jahr zu großen Teilen verzichten.
Wir verzichten, denn die Kontaktbeschränkungen sind sinnvoll um die Pandemie einzudämmen. Aber wir sind nicht bereit, auf unser Recht auf Bewegungsfreiheit zu verzichten. Vor allem nicht, wenn das die Pandemie nicht einmal eindämmen wird. Deshalb sagen wir:
Ausgangssperre- What the fuck?
 
6. GEGEN VERSCHWÖRUNGSMYTHEN UND AUTORITÄRE KRISENBEWÄLTIGUNG!
 
Der Pandemie-Zustand verschärft die Lebensverhältnisse im kapitalistischen Normalzustand für viele Menschen massiv: Sie müssen ihre Kinder zu Hause betreuen, verlieren ihre Jobs oder müssen unter unwürdigen Bedingungen bei Amazon oder im Krankenhaus schuften.

Währenddessen haben rechte Gruppen wie selbsternannte „Corona Rebellen Düsseldorf“ und „Querdenken“ nichts besseres zu tun, als genau diese Situation zu leugnen, Ängste zu instrumentalisieren und antisemitische Verschwörungserzählungen zu verbreiten. Sie betreiben Geschichtsrevisionismus und arbeiten eng mit bekannten Faschist*innen zusammen. Trotz aller Behauptungen sind sie alles andere als friedlich: In dem Chat der “Corona Rebellen Düsseldorf” wird immer wieder zum Mord an Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und linken Aktivist*innen aufgerufen. 

 
Sie haben keine Lösung für gesellschaftliche Probleme und auch nicht für die aktuelle weltweite Pandemie!
 
7. AUSGANGSSPERRE? OHNE UNS! WAS WIR TUN WERDE:
 
Wir tragen jede Schutzmaßnahme mit, die Infektionen verhindert, Krankenhauspersonal entlastet und Leben rettet.
 
Aber sollte die Ausgangssperre auch in Düsseldorf in Kraft treten, treffen wir uns an diesem Abend um 20:30 Uhr auf dem Fürstenplatz. Und da bleiben wir. Auch nach 21:00 Uhr.
 
Bringt euch einen Stuhl, eine Decke oder eine Kiste mit. Gerne auch ein Schild oder ähnliches, womit ihr zum Ausdruck bringt, warum ihr die Ausgangssperre ablehnt. Bitte tragt Masken und haltet Abstand. Respektiert, dass der Fürstenplatz auch Kinderspielplatz ist. Wir wollen keinen Corona-Hotspot und keine Protest-Party. Sondern mit unserer Ablehnung der Ausgangssperre kollektiv und solidarisch nach draußen gehen. Und ohne Virus wieder nach Hause. Wann wir wollen.
 
Nazis, Corona-Leugner*innen, Querdenker*innen & Co. sind so gar nicht willkommen!