Grauer Beton, Rauer Jargon Veranstaltungsreihe zu Ostdeutschland dreißig Jahre nach der Wende. Zwischen antifaschistischem Abwehrkämpfen und dem Griff der Rechten nach der Macht.

Der Osten scheint aus Sicht vieler Westlinker beinah politisch verloren. Heidennau, Freital, Bautzen ,die Liste der Orte, welche stellvertretend für Gewalt Rechter gegen Geflüchtete stehen, ließe sich beinah endlos fortführen. Bei der Europawahl 2019 wurde die AFD in Brandenburg und Sachsen stärkste Kraft. Währenddessen pöbelt der „Hutbürger LKA Maik“ bei einer Pegida-Demonstration in Dresden ein Kamerateam des ZDFs an. Es steht also nicht sonderlich gut in den neuen Bundesländern. Aber dennoch, die meisten Menschen im Osten haben nach wie vor die AFD nicht gewählt. In Städten wie Leipzig und Dresden kämpfen antifaschistische Initiativen seit Jahren entschlossen gegen den Rechtsruck. Ostdeutsche Gemeinden wie Halle oder Greifswald haben sich unlängst zu sicheren Häfen erklärt und damit zugestimmt, mehr Geflüchtete als im üblichen Aufnahmeverfahren aufzunehmen.

Im sächsischen Ostritz lassen die Dorfbewohner*innen die Besucher*innen des neonazistischen Festivals „Schild und Schwert“ kurzerhand auf dem Trockenen sitzen, indem sie den gesamten Biervorrat im Ort aufkaufen. Nach allen politischen Hiobsbotschaften über das Erstarken der Rechten wollen wir mit dieser kleinen Veranstaltungsreihe 30 Jahre nach der Wende einen Blick auf die Antifaschist*innen werfen, welche trotz aller Widrigkeiten den Kampf für eine freie, antifaschistische und emanzipatorische Gesellschaft nicht aufgegeben haben. Beginnen wollen wir am 21.10 mit Renate Hürtgen. Die DDR Oppotionelle und Historikerin wird einen Überblick über die Rolle der Linken während der Wende geben. Am 7.11 wird der Dresdener Soziologe Johannes Richter über die Landtagswahlen in Sachsen berichten, aus welchen die Afd als zweitstärkste stärkste Kraft hervorgegangen ist. Mit ihm wollen wir diskutieren was es bedeutet, wenn eine rassistische und nationalistische Partei wie die AFD Oppositionsführer wird und wie eine antirassistische Zivilgesellschaft damit umgehen kann. Abschließend wird am 19.11. Christine Jännicke über die Anfänge der antifaschistischen Bewegung in Ostdeutschland berichten.

1989. Nennen wir es Revolution!?

30 Jahre 1989. Die Mauer ist länger weg als sie stand, und trotzdem sind
noch immer zahlreiche Geschichten aus der DDR und dem Osten unerzählt
geblieben. So auch die des kurzen Herbstes der Utopie. Eine revolutionäre Situation, in der Bürgerinnen und Bürger für „ein offenes Land mit freien Menschen“ und eine Vision eines demokratischen Sozialismus auf die Straße gingen. Räte und Basisvereinigungen wurden gegründet, Häuser besetzt und Betriebe bestreikt – für ein paar Monate war alles möglich. Die DDR war das freieste Land der Welt. Die Macht lag auf der Straße und konnte doch nicht ergriffen werden. Wie kam es zu
dieser revolutionären Situation? Was war die Rolle der linken Opposition
in diesen Kämpfen, was der Charakter der Revolte? Wann und wie schlug
der emanzipatorische Aufbruch um in eine Angliederung an die bundesdeutschen Gegebenheiten? Was blieb, was ging verloren?

Referentin: Renate Hürtgen (Die Berliner Historikerin und
Bürgerrechtlerin engagierte sich in der DDR-Opposition)

21.10.2019/ Zakk – Raum 4 (Fichtenstr. 40, Düsseldorf)/ Einlaß 19:00/ Beginn 19:30Uhr

Nach der Wahl. Rückblick zu den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen
und Thüringen

Die Regierungsparteien in Brandenburg und Sachsen konnten zwar noch stärkste Kraft bleiben, jedoch war die AfD in beiden Bundesländern der eigentliche Wahlsieger. Zahlreiche Machtkämpfe innerhalb der Partei als auch regelmäßige Skandale konnten die AFD bisher nicht von ihrem Erfolgskurs abbringen. Wir werfen einen Blick zurück auf die Wahlen und suchen nach Erklärungen. Was bedeutet es, wenn eine rassistische und nationalistische Partei wie die AFD Oppositionsführer wird und wie geht eine antirassistische Zivilgesellschaft damit um? Wie können Aktivist*innen aus den alten Bundesländern, „dem Osten“ helfen? Um diese Fragen zu diskutieren haben wir den Dresdener Soziologen Johannes Richter eingeladen. Er arbeitet im Kulturbüro Sachsen und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der extremen Rechten in Sachsen.

Referent: Johannes Richter (Der Dresdner Soziologe, ist im Moment beim
Kulturbüro Sachsen e.V. tätig)

7.11.2019/ Linkes Zentrum (Corneliusstr. 108, Düsseldorf)/ Einlaß 19:00/ Beginn 19:30Uhr

30 Jahre Antifa in Ostdeutschland – Buchvorstellung

Entgegen der Darstellung der politischen Führung war die DDR keineswegs ein antifaschistisches Bollwerk. Rassistische Gewalt und pogromartige Krawalle von Rechts waren nichts Ungewöhnliches, wobei eine juristische Verfolgung weitestgehend ausblieb. Diese Taten wurden vom Staat allzu oft als Rowdytum abgetan und entpolitisiert. Linke Punks, die neben Migrant*innen am meisten unter der rechten Gewalt zu leiden hatten, wurden hingegen selbst Opfer staatlicher Repression und wurden kriminalisiert. Ausgehend von dieser Situation bildete sich ab Mitte der 80ger Jahre eine eigenständige antifaschistische Jugendbewegung. Wie kam es dazu und wie ging es nach der Wende weiter? Dieser und anderen Fragen widmet sich das Buch „30 Jahre Antifa in Ostdeutschland“. Vorstellen wird es eine der Autorinnen und Herausgeberinnen, Christin Jänicke aus Potsdam.

Referentin: Christin Jänicke (arbeitet zu den Themen politische Jugend- und Erwachsenenbildung, Extreme Rechte, Antisemitismus und Rassismus sowie zivilgesellschaftlicher und antifaschistischer Interventionen)

19.11.2019/ BiBaBuZe (Aachenerstr. 1 Düsseldorf) /19:00/ Beginn 19:30Uhr

Eine Veranstaltungsreihe mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg Stiftung NRW, der Buchhandlung BiBaBuZe und dem Zakk Düsseldorf.