Pressemitteilung: Antifaschist*innen kritisieren den Freispruch von Ralf S.

– Sie kündigen an ihn und die Düsseldorfer Neonazi-Szene weiterhin im Auge zu behalten

Mit dem Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 31.07.2018 wurde der Angeklagte Ralf S. vom Vorwurf des 12-fachen versuchten Mordes freigesprochen.
Antifaschist*innen zeigen sich vom dem Freispruch empört. Kai Rudolph, Sprecher antifaschistischer Gruppen aus Düsseldorf: „Der Freispruch ist für uns ein Skandal. Wir sind weiterhin von der Täterschaft von Ralf S. überzeugt. Das Gericht legte Zeug*innenaussagen und Indizien zueinseitig zu Gunsten von Ralf S. aus. Die Indizien die vorgetragen wurden waren unserer Ansicht nach erdrückend. Wie viele andere Prozessbeobachter*innen sind auch wir der Meinung, dass der Wehrhahn-Anschlag ohne S. nicht möglich gewesen ist.“

Gefordert ist weiterhin die vollständige Aufklärung des „Wehrhahn“-Komplexes. Etliche Fragen bleiben, trotz des Prozessendes, weiterhin offenbesonders die ungeklärte Rolle des NRW-Verfassungsschutzes in diesem Fall.

„Die rassistische und antisemitische Einstellung von Ralf S. wurde im Prozess immer wieder offengelegt. Da wir ihn weiterhin für den Täter halten werden wir ihn und die Düsseldorfer Neonazi-Szene im Auge behalten“, so Rudolph weiter.

Einmal mehr müssen wir feststellen, dass von Polizei, Verfassungsschutzbehörden und Justiz in Bezug auf Neonazis nichts zu erwarten ist. Antifaschismus bleibt Handarbeit. Eine starke antifaschistische Bewegung , die Recherche betreibt und sich auf der Straße aktiv gegen Nazis und Rechtspopulisten stellt ist notwendiger denn je. Das zeigt nicht nur der Ausgang des Prozesses gegen Ralf S., sondern bspw. auch die teilweise geringen Strafen im NSU-Prozess.

Beide Urteile werden die Naziszene zu neuen Taten ermutigen, denn Strafen müssen sie offensichtlich kaum fürchten. Bereits am 27.07.2018 nahmen etwa 100 Menschen an einer Gedenkkundgebung zum 18. Jahrestag des Wehrhahn Anschlags am S-Bahnhof Wehrhahn teil. Aufgerufen hatten Düsseldorfer Antifaschist*innen und „Düsseldorf stellt sich quer“ mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Die Veranstalter*innen erinnerten an den Anschlag und solidarisierten sich mit den Betroffenen. Gleichzeitig wurde dem Ruf nach lückenloser Aufklärung Nachdruck verliehen.

Antifaschistischen Gruppen aus Düsseldorf kritisierten unter anderem die damaligen Ermittlungen der Polizei scharf. Es habe eine Reihe von unerklärlichen Schwächen und Pannen gegeben.

„Düsseldorf stellt sich quer“ erklärte, dass Antisemitismus und Rassismus Alltag geworden seien und in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Sie riefen dazu auf ein Klima herzustellen, in denen Neonazis keinen Fußbreit bekommen können.

Die Opferberatung Rheinland rief dazu auf den Blick auch auf die Perspektive der Betroffenen zu richten und sich mit ihnen zu solidarisieren.

Alle drei Redner*innen schlossen sich der Forderung einer Nebenklageanwältin nach einer Gedenktafel am Anschlagsort S-bahnhof Wehrhahn an. Im Anschluss wurden Rosen am Anschlagsort abgelegt und eine symbolische Gedenktafel angebracht.